Ein weiteres Finale im Europapokal steht an. Welches Team holt den Titel nach über 60 Jahren?
In immer mehr europäischen Ligen beginnt die Sommerpause. Da wir uns zwangsläufig mit etwas weniger Fußball-Action zufriedengeben müssen, gewinnen die wenigen, noch verbleibenden Spiele an Bedeutung. Zur Wochenmitte dürfen wir uns mit dem Finale der UEFA Europa Conference League auf ein besonderes Highlight freuen. Dort kämpfen zwei Teams um ihren ersten europäischen Titel nach jeweils über 60-jährigen Durststrecken. Außerdem wollen wir gemeinsam auf die Spielzeiten in der deutschen Bundesliga und in der spanischen La Liga zurückblicken, wo bis zum allerletzten Tag Hochspannung herrschte. So viel Aufregung lässt uns die Enttäuschung über das Saisonende leicht verschmerzen.
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Inhalt:
- UEFA Europa Conference League, Finale: AC Florenz gegen West Ham United
- Rückblick auf die La Liga 2022/23
- Rückblick auf die Bundesliga 2022/23
UEFA Europa Conference League, Finale: AC Florenz gegen West Ham United
Eines der beiden Teams wird zur Wochenmitte endlich eine lange Durststrecke beenden und sich nach rund 60 Jahren wieder eine europäische Trophäe sichern. Beide Mannschaften triumphierten in den 1960er Jahren beim Europapokal der Pokalsieger. Die AC Florenz holte den Titel in der Saison 1960/61, West Ham United nur vier Jahre später in der Spielzeit 1964/65. Jetzt bietet sich nach über einem halben Jahrhundert erneut die Chance auf einen europäischen Pokal. Welches Team gewinnt die UEFA Europa Conference League?
Mit ihrem Aufstieg ins Finale schrieb die AC Florenz Geschichte. Noch kein anderer Klub stand in den Endspielen der vier prestigeträchtigsten Europapokalwettbewerbe der UEFA (Champions League, Europa League, Europa Conference League und – bis 1999 – Europapokal der Pokalsieger). Die Performance der Fiorentina ließ allerdings zu wünschen übrig. Bei den vier Finalteilnahmen reichte es nur für einen einzigen Sieg – und das vor 62 Jahren. In der laufenden Saison mussten die Kicker aus Florenz erst vor ein paar Wochen eine weitere Finalschlappe einstecken. Im Endspiel der Coppa Italia unterlag die Viola gegen Inter. Hätte die AC Florenz den Pokal geholt, hätte sie jetzt sogar die Chance auf ein Double. Doch selbst ein einziger Titel würde die Erwartungen vieler Fans übertreffen. Zu Beginn der Saison lief es schließlich nicht sonderlich gut für Vincenzo Italiano und seine Truppe. Das UECL-Halbfinale in Basel konnten sie kurz vor Abpfiff für sich entscheiden. Generell zeigt die AC Florenz auswärts bessere Leistungen als im eigenen Stadion. Während die Mannschaft ihre letzten beiden Heimspiele verlor, ging sie aus den sechs vergangenen UECL-Begegnungen auf fremdem Boden durch die Bank als Sieger hervor. Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass das bevorstehende Finale in Prag stattfindet?
In der letzten Saison musste West Ham United eine schwere Enttäuschung einstecken. Denn nach einer Niederlage im Halbfinale gegen Frankfurt verpassten die Hammers knapp das Endspiel der Europa League. Jetzt möchten sie ihre erneute Chance auf einen europäischen Pokal unbedingt nutzen, selbst wenn das Niveau bei der Europa Conference League etwas niedriger ist. Schließlich träumt der englische Klub schon seit Jahren von einem Erfolg im Europapokal. Da die Mannschaft der Europa Conference League in dieser Saison höchste Priorität einräumte, schaffte es West Ham in der englischen Premier League nur auf den 14. Tabellenplatz. Doch der Einsatz auf europäischer Ebene zahlte sich aus. Im gesamten Turnierverlauf kassierte der Londoner Klub nicht eine einzige Niederlage und stand nur einmal nicht auf der Gewinnerseite (13 Siege, ein Unentschieden). Darüber hinaus konnte kein anderer Verein den eigenen Kasten sauberer halten. Nur für West Ham und Lech Posen endeten sechs Duelle ohne Gegentreffer. Ob die Londoner Verteidigung auch den besten Torschützen im Wettbewerb standhält? Denn die AC Florenz landete in der Europa Conference League bis dato bereits 36 Treffer, während West Ham mit 27 Toren recht abgeschlagen auf Platz 2 steht. Auch der aktuelle UECL-Torschützenkönig Arthur Cabral kickt ausgerechnet für Fiorentina. Doch West Hams Michail Antonio ist Cabral im Rennen um den Goldenen Schuh dicht auf den Fersen. Mit sechs Treffern trennt ihn nur ein Tor von der momentanen Bestmarke Cabrals. Ob David Moyes und seine Truppe im Finale an der AC Florenz vorbeiziehen können? Schließlich liegen in Endspielen die Nerven oft derart blank, dass manchmal nur wenige Tore fallen. Doch dieses Mal könnte es anders kommen. Schließlich ist die Sehnsucht nach einem europäischen Erfolg nach rund 60 Jahren Wartezeit auf beiden Seiten riesig.
Rückblick auf die La Liga 2022/23
Den finalen Spieltag in der La Liga „dramatisch“ zu nennen, wäre absolut untertrieben. Denn vor dem letzten Wochenende gab es scheinbar kein Mittelfeld in der spanischen Tabelle. Während sich die Klubs auf den Plätzen 7 bis 12 alle noch für den Europapokal qualifizieren konnten, kämpften die Ränge 13 bis 18 gegen den Abstieg. Wir zeigen Ihnen, wie das spannende Rennen zu Ende ging.
Nach vier Jahren Pause gewann der FC Barcelona mal wieder die Meisterschaft. Dieses Ergebnis dürfte allerdings kaum jemanden überraschen. Schließlich standen Xavi Hernández und seine Truppe seit Anfang November unangefochten an der Tabellenspitze. Dass sie die Saison mit zehn Punkten Vorsprung für sich entscheiden konnte, lag vor allem an der wasserdichten Defensive des Klubs. Die Blaugrana brachte 26 Spiele ohne Gegentor zu Ende. So sauber hielt den eigenen Kasten bisher nur Deportivo La Coruña in der Saison 1993/94. Ohne die drei Niederlagen in den letzten vier Duellen wäre Barcelona mit Sicherheit zum alleinigen Rekordhalter geworden. Für Xavi, der bereits während seiner aktiven Zeit als Spieler mit Barcelona Meister wurde, ist es der erste Titel als Trainer. Schon jetzt brodelt die Gerüchteküche, dass im Sommer mit Lionel Messi einer seiner Ex-Mannschaftskollegen nach Barcelona zurückkehren könnte. Neben Barça unter die Top-4 der spanischen Liga und damit automatisch in die Champions League schafften es Real Madrid, Atlético Madrid und Real Sociedad. Die Txuri-Urdin aus San Sebastián sind nach neun Jahren Pause endlich wieder bei dem prestigeträchtigsten Fußballturnier Europas mit dabei. Mit Sevilla konnte sich noch ein weiterer spanischer Klub für die nächste Champions-League-Ausspielung qualifizieren. Denn der andalusische Klub gewann in der aktuellen Spielzeit einmal mehr die Europa League. Der inzwischen siebte UEL-Titel ist nicht nur ein phänomenaler Erfolg für die Kicker aus Sevilla, sondern auch ihr Ticket für die kommende UCL-Saison.
Villarreal und Real Betis schafften es auf die Ränge 5 und 6 in der spanischen Tabelle und stehen damit in der Europa League. Besonders groß dürfte die Freude allerdings bei den Siebtplatzierten sein: Osasuna Pamplona ist zum ersten Mal seit 2006/07 wieder beim Europapokal dabei und kann sich bei der Europa Conference League beweisen. Und es gibt noch eine weitere Parallele zur Saison 2006/07. Denn vor 16 Jahren erreichte die Mannschaft mit dem Spitznamen Gorritxoak genau wie in der aktuellen Spielzeit das Finale der Copa del Rey, fuhren am Ende allerdings nicht mit dem Pokal nach Hause. Dieses Mal scheiterten Jagoba Arrasate und seine Truppe an Real Madrid. Trotzdem kann Osasuna die zurückliegende Saison als großen Erfolg verbuchen. Für Betis endete die Spielzeit mit dem Abschied des legendären Mittelfeldspielers Joaquín, der mit 622 Einsätzen gemeinsam mit dem ehemaligen Torhüter Andoni Zubizarreta den Rekord in der spanischen Liga hält.
Das Highlight der La Liga war jedoch der an Spannung kaum zu überbietende Kampf um den Klassenerhalt. Während das Abstiegsschicksal für Elche und Espanyol am finalen Spieltag bereits besiegelt war, mussten ganze sechs Teams alles geben, um nicht auf dem letzten verbleibenden Relegationsplatz zu landen. Im Laufe des Wochenendes fanden sich immer wieder andere Teams in der Gefahrenzone wieder. Celta brachte sich mit einem Sieg gegen die Meister aus Barcelona in Sicherheit, Cádiz reichte ein Unentschieden gegen Elche zum Überleben. Valencia schaffte in der 71. Minute gegen Real Betis den Ausgleich zum 1:1 und darf auch in der nächsten Saison in der La Liga kicken – was für eine Erleichterung nach einer wirklich miserablen Spielzeit. Obwohl nur noch wenige Spielminuten verblieben, konkurrierten mit Getafe, Almería und Valladolid kurz vor Abpfiff noch immer drei Mannschaften um den Klassenerhalt.
Almería verwandelte kurz vor Schluss einen Elfmeter. Das 3:3 gegen Espanyol genügte für den Sprung aus der Gefahrenzone. So richteten sich alle Augen auf das Duell zwischen Valladolid und Getafe, wo es immer noch 0:0 stand. Valladolid brauchte unbedingt einen Sieg zum Überleben. Doch das Match endete torlos, was für Valladolid neben Espanyol und Elche den Abstieg in die Segunda División bedeutete. Dafür dürfen Granada und Las Palmas in der nächsten Saison in der höchsten spanischen Spielklasse mitkicken. Wer sich den dritten Aufstiegsplatz sichert, entscheidet sich bei den laufenden Playoffs.
Rückblick auf die Bundesliga 2022/23
Nach elf Jahren sah es am letzten Spieltag der Bundesliga ganz danach aus, als würde der FC Bayern erstmalig die Meisterschaft verspielen. Aber es sollte anders kommen. Im Laufe der gesamten Saison lieferten sich die Bayern und Borussia Dortmund einen erbitterten Kampf um die Spitzenposition. Am vorletzten Spieltag schaffte es der BVB auf Platz 1. Nur noch ein Heimsieg in Mainz trennte die Schwarzgelben vom Titeltraum. Doch die Begegnung endete mit einem 2:2-Unentschieden, nachdem die Dortmunder bereits mit 0:2 zurückgelegen waren. Die Enttäuschung bei Edin Terzić und seiner Truppe war gigantisch. Schließlich gewann Dortmund mit 22 Siegen mehr Spiele als jede andere Mannschaft. Doch als es am letzten Spieltag darauf ankam, scheiterten die Kicker. Die Bayern dagegen konnten gegen Köln einen Sieg einfahren und sich damit den elften Meistertitel in Folge sichern. Viele Fans hatten nach den vielen Aufs und Abs gar nicht mehr mit einem Erfolg der Münchner gerechnet. Doch dann konnte Thomas Tuchel, der nach der überraschenden Trennung von Nagelsmann das Traineramt bei den Bayern übernahm, seine Elf doch noch zum Triumph führen. Da Tuchel früher den BVB trainierte, war diese Niederlage für die Dortmunder besonders bitter. Ob die Bayern in der nächsten Saison weiter auf ihrer schier endlosen Erfolgsspur bleiben?
Auch Leipzig darf stolz sein. Der Klub landete in der Tabelle auf Platz 3 und gewann darüber hinaus zum zweiten Mal in Folge den DFB-Pokal. Die Sensation der Bundesliga geht allerdings auf das Konto von Union Berlin. Die Mannschaft kickte im Jahr 2019 erstmals in der Vereinsgeschichte in Deutschlands höchster Spielklasse. Jetzt schaffte es das Team von Trainer Urs Fischer auf den vierten Tabellenplatz und konnte sich damit für die nächste Champions League qualifizieren. Mit Freiburg hatte eine weiterer Außenseiter lange gute Aussichten auf eine Top-4-Position, musste sich am Ende jedoch mit Platz 5 zufriedengeben. Trotzdem bewiesen Christian Streich und seine Männer, dass in der deutschen Bundesliga daraus auch Underdogs eine Chance haben. Neben Freiburg ist Leverkusen bei der nächsten Europa-League-Ausspielung mit dabei. Frankfurt darf sich bei der Europa Conference League beweisen.
So groß wie die Freude am oberen Tabellenende, so groß ist die Enttäuschung auf den hinteren Plätzen. Ungeachtet der Tatsache, dass sowohl Schalke als auch Hertha ihre Leistungen in den letzten Monaten wesentlich verbessern konnten, sollte es am Ende nicht für den Klassenerhalt reichen. Nach zehn Jahren in der Bundesliga landete Hertha auf dem letzten Tabellenplatz, obwohl die Berliner 24 ihrer letzten 26 Spielzeiten in der höchsten Fußballklasse verbrachten. Schalke kickte zwischen 1990 und 2020 durchgehend mit Deutschlands Top-Teams und muss sich jetzt nach nur einem Jahr zurück an der Spitze wieder in die Zweite Bundesliga verabschieden. Stuttgart schaffte es dadurch auf den 16. Tabellenplatz und konnte in den Bundesliga-Playoffs um den Klassenerhalt kämpfen. Der VfB nutzte seine Chance, setzte sich gegen die Drittplatzierten der Zweiten Bundesliga vom Hamburger SV durch und darf auch in der nächsten Saison weiter in der höchsten Spielklasse antreten. Da der VfB Stuttgart bereits seit Ende April das Schlusslicht der Tabelle bildete, kann der Klassenerhalt als echter Erfolg verbucht werden. Auch für den VfL Bochum sah es lange düster aus. Doch am vorletzten Spieltag schaffte die Mannschaft in der finalen Spielminute gegen Hertha den Ausgleich zum 1:1 und besiegelte damit den Abstieg der Berliner. Sich selbst retteten die Bochumer mit einem 3:0 gegen Leverkusen am letzten Spieltag. Jetzt dürfen sie zum dritten Mal in Folge in der Bundesliga mit den besten Klubs kicken.
Ob in der nächsten Spielzeit endlich jemand die allmächtigen Bayern von ihrem Fußballthron stürzen kann?