1xBit-Nachrichten
2023-05-24 13:54:00

French Open 2023: Wer sind die Favoriten?

 

french_open_may

Es lässt sich nicht leugnen, dass die Turniervorschau dieser Woche von mehr als nur ein wenig Wehmut geprägt ist, da wir miterleben mussten, wie einer der der größten Spieler aller Zeiten, Rafael Nadal, verletzungsbedingt für ein weiteres großes Turnier absagen musste. Doch die Show muss weitergehen. Nur wenige Tage nach dem Abschluss der Italian Open in der Ewigen Stadt blicken wir bereits auf das nächste große Highlight der kommenden Tage. Mit den French Open wird das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres ab 28. Mai in Paris ausgetragen. Wo auch immer Sie hinschauen, es gibt faszinierende Matches und Gesprächsstoff, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Werfen wir einen Blick darauf, denn die Einsätze könnten nicht höher sein.

Wie könnte man besser beginnen als mit der bahnbrechenden Nachricht, dass der 14-fache French-Open-Champion Rafael Nadal beim diesjährigen Turnier fehlen wird und der Zeitpunkt seiner Rückkehr auf den Court noch völlig offen ist. Seine Entscheidung, die am vergangenen Donnerstag auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, hat die Tenniswelt in Aufruhr versetzt. Nadal bestätigte die schlimmsten Befürchtungen der Fans, dass er sich von seiner Hüftverletzung, die ihn das ganze Jahr über verfolgt hat, nicht rechtzeitig erholen konnte. Man muss sich fragen, ob dies der Anfang vom Ende für Nadal ist, der diesen Slam seit seinem ersten Sieg 2005 fast zwei Jahrzehnte lang eisern beherrscht hat. Es wird das erste Mal sein, dass der Spanier sein Lieblingsturnier seit 2004 verpasst, als er gerade einmal 17 Jahre alt war. Jetzt, mit fast 37 Jahren, ist es eben nicht mehr so leicht, eine Verletzung nach der anderen zu überwinden. Mit Tausenden von Kilometern in den Beinen ist die große Frage, ob wir Nadal noch einmal auf höchstem Niveau auf den Tennisplatz zurückkehren sehen werden?
 

french_open_may

Zum ersten Mal seit 1998 - also seit 25 Jahren - wird das Turnier ohne die Größen Federer und Nadal ausgetragen. Während der Stern der den Big-Three des Herrentennis langsam erlischt, hat sich bei den Damen ein Trio von Spitzenspielerinnen herauskristallisiert, die bereit sind, die Lücke zu füllen. Alle drei werden darauf brennen, den „Coupe Suzanne-Lenglen“ in Paris zu gewinnen. Die Titelverteidigerin der French Open und Weltranglistenerste Iga Swiatek ist laut der österreichischen Ex-Spielerin und Analystin Barbara Schett die klare Favoritin, obwohl die Polin mit Aryna Sabalenka und Elena Rybakina, beides ebenfalls ehemalige Grand-Slam-Siegerinnen, starke Konkurrenz hat. Sowohl die Weißrussin Sabalenka als auch die Kasachin Rybakina haben eine gute Bilanz gegen Swiatek, denn beide haben in diesem Jahr bereits gegen sie gewonnen (Rybakina mit drei Siegen). Um dem Ganzen noch mehr Würze zu verleihen, hat Swiatek letzte Woche Bedenken hinsichtlich ihrer körperlichen Verfassung geäußert, als sie im Halbfinale in Rom verletzt aufgab. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass die Entscheidung eine reine Vorsichtsmaßnahme war.
 

french_open_may

 

Was die Rangliste angeht, kann sich die Nummer 4 der Welt Rybakina nicht unbedingt glücklich schätzen, dass sie nach ihrem Wimbledon-Triumph im letzten Sommer nicht höher eingestuft wurde. Sie verpasste aufgrund besonderer Umstände die üblichen 2000 Ranglistenpunkte, die den Gewinnern der Grand Slams zugestanden werden, da nach dem Teilnahmeverbot des Turniers für russische und weißrussische Spieler keine Ranglistenpunkte vergeben wurden. Die Wimbledonsiegerin von 2022 wäre sicherlich unter den ersten zwei oder drei der Rangliste zu finden, vor allem, wenn man ihre konstanten Ergebnisse seit dem letzten Sommer bedenkt, einschließlich ihres zweiten Platzes bei den Australian Open im Januar dieses Jahres und ihres jüngsten Sieges in Rom. Obwohl sie beim ersten Major des Jahres gegen Sabalenka unterlag, wird Rybakina darauf brennen, ihre bestes Tennis zu zeigen, um in Paris um den Titel mitzuspielen.
 

 

french_open_may

Das Trio hat die letzten vier Grand Slams unter sich ausgespielt. Sie sind die Spielerinnen, die es auf der Tour zu schlagen gilt. Wenn man bedenkt, dass die drei relativ gleichaltrig sind (zwischen 21 und 25 Jahre alt), lässt die Konstanz und das hohe Niveau, das sie an den Tag legen, darauf schließen, dass sie sich in den kommenden Jahren von der Spitze absetzen und die wichtigen Turniere dominieren werden. Allerdings wurden vor nicht allzu langer Zeit ähnliche Äußerungen über Noami Osaka und Ash Barty gemacht, doch beide verschwanden plötzlich von der Tour, als sie sich dem näherten, was man als ihre besten Jahre bezeichnen könnte. Vielleicht sind also noch mehr Erfolge nötig, bevor wir wieder über die „Big-Three“ im Profitennis sprechen können, vor allem angesichts der Unberechenbarkeit des weiblichen Spiels in den letzten Jahren, nicht zuletzt bei den Grand Slams.

Es wäre sicherlich übertrieben zu sagen, dass die Setzliste der Damen sehr offen ist, obwohl das Format der Best-of-Three-Sets durchaus die Möglichkeit bietet, dass ein Außenseiter oder ein Newcomer den Durchbruch schafft, wie wir erst 2021 mit dem Überraschungssieg der Qualifikantin Emma Raducanu bei den US Open gesehen haben, die damals erst 18 Jahre alt war. Sollte eine der drei Favoritinnen den Titel nicht gewinnen, gibt es weitere gefährliche Spielerinnen, auf die Sie achten sollten: die Tunesierin Ons Jabeur, zweifache Grand-Slam-Finalistin, die als sehr vielseitige Spielerin bekannt ist, und die griechische Weltranglistenachte Maria Sakkari, eine konstante Spielerin auf der Tour, die mehrere WTA-1000-Endspiele erreicht hat.

 

Zu den führenden Anwärtern bei den Herren gehören natürlich der 22-fache Grand-Slam-Champion Novak Djokovic und die Nummer 1 der Welt Carlos Alcaraz. Djokovic, der zweifellos durch die Nachricht von der Abwesenheit seines Rivalen Nadal beflügelt wurde, wird alles daran setzen, alleiniger Rekord-Grand-Slam-Sieger zu werden, nachdem er bei den diesjährigen Australian Open mit Nadal mit 22 Titeln gleichgezogen hat. Allerdings hatte der Serbe in diesem Jahr Schwierigkeiten, Kontinuität und Form zu finden. Er verpasste das Sunshine Double im März und schied bei den beiden Masters-1000-Turnieren in Monte Carlo und Rom früh aus. Mit Daniil Medvedev trifft er auf einen äußerst gefährlichen Gegner. Der Russe hat Djokovic nach einem beeindruckenden (und unerwarteten) Sieg beim Foro Italico, seinem fünften Titel im Jahr 2023, als Nummer 2 der Welt abgelöst. Medvedev muss nun als eine Art Überraschung unter den Anwärtern in Paris angesehen werden, auch wenn Sand bei weitem nicht sein bevorzugter Untergrund ist.
 

 french_open_may

Experten sind der Meinung, dass die Italian Open den Bedingungen von Roland Garros am nächsten kommen und daher ein nützliches Indiz für die Form der Spieler vor dem wichtigen Slam-Turnier in der französischen Hauptstadt darstellen. In Anbetracht der zeitlichen Nähe und der Ähnlichkeit der Platzbeschaffenheit haben wir Grund zu der Annahme, dass die Spieler, die in Rom am besten abschneiden, auch in Paris weit kommen werden. In den letzten Jahren hat sich diese Vorhersage tendenziell bewahrheitet, denn Nadal und Djokovic teilten sich in den letzten 15+ Jahren die Titel in Rom. Nadals Abwesenheit und Djokovics schwankende Form in diesem Jahr geben Hoffnung für Spieler wie Holger Rune, Casper Ruud und Stefanos Tsitsipas, die in Rom alle mindestens das Halbfinale erreicht haben.

Derweil ist Carlos Alcaraz sicherlich der Top-Favorit. Der junge Spanier, der zu Recht als Nadals Erbe gehandelt wird, sorgt mit seinem Spielstil auf dem gesamten Platz, mit scharfen Grundschlägen, gekonnt ausgeführten Drop Shots und blitzschneller Beinarbeit für viel Aufregung. Seine bisherige Jahresbilanz ist nahezu perfekt: 30 Siege und nur drei Niederlagen, darunter vier Titelgewinne. Das schockierende frühe Ausscheiden bei den Italian Open gegen den wenig bekannten ungarischen Qualifikanten Fabian Marozsan, der eine All-Star-Performance ablieferte, wird bei „Carlitos“ jedoch einen bitteren Beigeschmack hinterlassen haben.

Nachdem er in der Woche zuvor die Trophäe beim Madrid Masters in die Höhe stemmen konnte, wies Alcaraz Spekulationen zurück, dass Müdigkeit bei seiner Niederlage gegen Marozsan eine Rolle gespielt habe. Dennoch wird er zweifellos dankbar für ein paar Tage zusätzliche Ruhe sein, um bei den French Open in Topform auftreten zu können. Das ist nur logisch, wenn man bedenkt, dass Stressfrakturen aufgrund von Überlastung oder Übertraining in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass er wichtige Events verpasst hat. Verletzungsfrei zu bleiben, ist schon die halbe Miete. Die ehemalige britische Nummer 1 und jetzige Tennisanalyst Tim Henman sieht Alcaraz „einen Hauch“ vor Novak Djokovic und sagt, die beiden seien „die klaren Favoriten“ auf den Titelgewinn.

french_open_may

 

Ein weiteres junges Wunderkind, auf das man bei der diesjährigen Setzliste achten sollte, ist der neue Weltranglistensechste Holger Rune, der gerade das Finale beim Foro Italico erreicht hat. Wie Alcaraz feierte auch Rune vor wenigen Wochen seinen 20. Geburtstag. In seinem zweiten Jahr auf der Tour hat der Däne bereits seinen ersten Masters-1000-Titel in Paris geholt (im letzten November, als er Djokovic im Finale besiegte) und seine Form in diesem Jahr durch das Erreichen zweier weiterer Masters-Finals in Monte Carlo und Rom bestätigt. In seiner noch jungen Karriere hat er schon einige bedeutende Siege eingefahren (drei Siege gegen die Nummer 1 der Welt), was es ihm ermöglicht hat, eine gute Bilanz gegen Titelrivalen wie Djokovic, Jannik Sinner und Stefanos Tsitsipas zu erzielen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass es Rune an Erfahrung bei den Grand Slams mangelt, wo das Format im Best-of-Five-Sets einen Härtetest darstellt, wie es ihn auf der Tour sonst nirgendwo gibt: Djokovic glaubt, dass er daher einen gewissen Vorteil hat.

Das zweiwöchige Turnier verspricht, voller Spannung und Dramatik zu sein. Das Finalwochenende findet am 10. und 11. Juni statt. Das sollten Sie nicht verpassen!